Mobility

Schon ein übersehenes Signal kann zu schweren Unfällen führen. Daher müssen Triebfahrzeugführer ihre körperliche und psychische Eignung nachweisen. So sorgt TÜV Hessen für Sicherheit auf den Schienen. 

Für manch einen wird ein Kindheitstraum war, wenn er die Berechtigung zum Lokführer in der Tasche hat. Auch wenn er als Kind sicher nie darauf gekommen wäre, dass es gar nicht Lokführer heißt, sondern Triebfahrzeugführer. Und dass solch ein Mensch im Führerstand viel mehr machen muss, als nur darauf zu achten, dass der Zug schön auf den Gleisen bleibt.

Ganz im Gegenteil, denn die Verantwortung ist groß, die ein Triebfahrzeugführer trägt. Gilt es doch, entweder Passagiere im Schienenverkehr sicher und zuverlässig von einem zum anderen Ort zu befördern – oder eben Waren quer durch die Republik zu fahren, die auch schon mal gefährliche Stoffe beinhalten können. Daher benötigen sämtliche Führer von Schienenfahrzeugen eine Fahrberechtigung. Die Anforderungen daran sind geregelt in der Triebfahrzeugführerscheinverordnung (TfV).

 

Medizinische und psychologische Tests

Um die Eignung als Lokführer zu erhalten, müssen die medizinischen und psychologischen Voraussetzungen erfüllt sein. „Die technischen Sicherungssysteme haben sich zwar in den vergangenen Jahrzehnten stark verbessert, aber trotzdem muss der Lokführer ein hohes Maß an Konzentration und Aufmerksamkeit garantieren“, sagt Verkehrspsychologin Anita Müller von TÜV Hessen, die seit mehr als 30 Jahren im Bereich Eignung tätig ist. Egal, ob der Prüfling später einmal als Lokführer einer Regionalbahn oder eines Zugs im Werksverkehr arbeitet: Er muss in jedem Fall hohe Anforderungen erfüllen.

Dabei gibt es Ausschlusskriterien, die den Traum vom Lokführer noch vor Beginn der Prüfungen platzen lassen. So zum Beispiel im körperlichen Bereich, wenn beim Bewerber Fehlsichtigkeit vorliegt. „Oder aber, falls er an Schwerhörigkeit leidet, die nicht abgemildert werden kann“, erklärt Anita Müller. Als psychologische Merkmale, die zum Ausschluss führen, nennt sie unter anderem Drogenkonsum und eine akute Alkoholerkrankung.

Wer diese Hürden überspringt und die Eignung anstrebt, der kann schnell und unkompliziert einen Termin bei TÜV Hessen vereinbaren. Als akkreditiertes und beim Eisenbahnbundesamt (EBA) zugelassenes Unternehmen bietet es die Prüfungen an zehn verschiedenen Standorten in Deutschland an, darunter in Kassel und Frankfurt am Main. Ein weiterer Vorteil neben der schnellen Terminvergabe: Die Bescheinigung wird zeitnah innerhalb von nur sieben Tagen versandt. Die Untersuchung der Tauglichkeit erfolgt nach anerkannten, wissenschaftlichen Maßstäben und gilt nach bestandener Prüfung als rechtssicherer Nachweis der Tauglichkeit gemäß TfV.

„Die Eignungstests an sich können an einem Tag innerhalb von vier bis fünf Stunden abgelegt werden“, sagt TÜV Hessen-Sachverständige Anita Müller. Der körperliche Gesundheitscheck umfasst die Überprüfung des Seh- und Hörvermögens, einen Urin- und Bluttest sowie ein EKG. Bis die Blutwerte vorliegen, vergeht ein Tag, doch die Bescheinigung wird dann unverzüglich und bequem zugeschickt. Für den medizinischen Bereich zuständig ist Müllers Kollegin, die Arbeitsmedizinerin Martina Böhm.

 

Konzentration und Aufmerksamkeit

Um die psychologische Eignung einzuschätzen, muss der Bewerber seine sicherheitsrelevanten Fähigkeiten nachweisen. So verlangt es die Triebfahrzeugführerscheinverordnung. „Der spätere Lokführer sollte über verschiedene Fähigkeiten verfügen wie Wahrnehmungsfähigkeit, Reaktionsgeschwindigkeit, Koordination der Hände, Gedächtnis, aber auch Aufmerksamkeit und Konzentration“, zählt Anita Müller auf. Am Computer stellen sich die Bewerber einzelnen Tests, bei denen die Leistung nach Punkten bewertet wird.

Zwar werden die Eignungstests von verschiedenen Instituten angeboten. „Die Qualitätsstandards sind aber nicht überall dieselben“, merkt Anita Müller an. Denn es fehlt eine Instanz, die bundesweit auf Einhaltung der Vorgaben schaut. „Was geprüft werden muss, steht exakt in der Verordnung. Nicht aber, wie die verschiedenen Anbieter dies untersuchen müssen. Dafür gibt es keine zentralen Standards“, sagt die Expertin. Dagegen kann man gewiss sein, dass TÜV Hessen über ein Qualitätsmanagementsystem verfügt, das vom Bundesamt für Straßenwesen überwacht wird.

Für den Kunden macht sich das auf verschiedene Arten bemerkbar. Etwa, dass er sich einer hohen Zuverlässigkeit bei der Terminierung und der Bewertung sicher sein kann. Oder aber, dass die von TÜV Hessen angewandten Untersuchungsmethoden qualitätsgesichert sind. Bei anderen Anbietern kann es schon mal vorkommen, dass der Arbeitsspeicher nicht regelmäßig geleert wird, was zur Folge hat, dass die Tests verlangsamt abgespielt werden. Die geforderte Leistung kann dadurch nur unzureichend festgestellt werden.

Auch wer die nötige Punktzahl etwa zum Lokführer verpasst, kann für einen anderen Beruf in der Branche geeignet sein. Weil es vielleicht bei der Teamfähigkeit haperte, die Stärken aber in genauem, konzentrierten Arbeiten liegen. „Wir richten dann den Blick auf die Stärken des Bewerbers und suchen das Gespräch mit seinem Arbeitgeber, um eine Lösung zu finden“, sagt Anita Müller. Denn auf und an den Schienen sind viele Berufe möglich.