Sustainability

Mit den steigenden Strompreisen stehen viele Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Energiekosten zu senken. Einsparpotenziale gibt es auch in der Kältetechnik. Im Gespräch erklären Jörg Peters und Manuel Bloss von der Bundesfachschule Kälte-Klima-Technik, worauf es beim Betrieb einer Kälteanlage ankommt.

Wie kann der Einsatz von Kälteanlagen optimiert werden und in welchen Bereichen verbirgt sich das größte Einsparpotenzial?

Jörg Peters: Es gibt viele verschiedene Einflussfaktoren auf die Energieeffizienz von Kälteanlagen, die wir beeinflussen können. Das beginnt bereits bei der Planung einer Anlage und hängt von vielen „Kleinigkeiten“ ab. Mit einer korrekten Kühllastberechnung, der Ausnutzung der maximalen Laufzeit und den optimalen Temperaturdifferenzen an den Wärmeübertragern kann man zum Beispiel schon viel erreichen.

Bei neuen Anlagen ist die Auswahl der Komponenten ein wichtiger Faktor, wenn es um energieeffizienten Betrieb geht. Das geht vom Kältemittel über die einzelnen Bauteile bis zu den Wartungsverträgen.

Will der Kunde vom Planer für seine Anforderungen eine kostengünstige Lösung, ist die Anlage meistens energetisch nicht sehr effizient. Zahlt der Auftraggeber hingegen auch die Betriebskosten, sieht es schon anders aus. Diesen Spagat sehen wir sehr häufig. Denn bei so vielen Möglichkeiten ist die Investition eine Grundentscheidung, sowohl für den Auftraggeber als auch für den Betreiber. Sind die beiden Personen identisch, können neue Anlagen sehr energieeffizient gestaltet werden. Das ist ein großer Vorteil, vor allem angesichts der derzeit steigenden Energiepreise. Denn mit sinnvollen Investitionen können effiziente Kälteanlagen geplant, gebaut und zur Verfügung gestellt werden.

 

Das optimale Kältemittel trägt auch zur Energieeffizienz bei. Aber wie findet man das richtige Kältemittel für die Anlage?

Jörg Peters: Das hängt davon ab, wo die Anlage installiert wird. Es kommt auf das Umfeld an: Ist es die Industrie oder die Öffentlichkeit? Steht die Kälteanlage in einem Krankenhaus oder in einem Einkaufszentrum? Es gibt Bereiche, in denen kann man zum Beispiel Ammoniak verwenden, in anderen Bereichen geht das nicht. Dann hängt es auch von der Leistung ab – und natürlich von der Frage, was der Kunde möchte.

Manuel Bloss: Hinzu kommt die weltweite Verfügbarkeit, das ist vor allem für Hersteller interessant, die weltweit agieren. Das hören wir sehr oft, vor allem in Zusammenhang mit den neuen A2L-Kältemitteln. Diese Kältemittel sind nicht toxisch und nur schwer entflammbar. Deshalb gelten sie als klimaschonende Alternative. In Europa sind A2L-Kältemittel bereits im Einsatz, aber weltweit ist die Verfügbarkeit noch gering. Daher ist Propan für viele weltweit vertretene Hersteller ein Mittel der Wahl.

 

Wie klimaschädlich sind neue, moderne Kältemittel?

Jörg Peters: Die Produktion von klimafreundlichen Kältemittel ist eine Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte. Seit den 2000er Jahren gibt es zum Beispiel keine Kältemittel mehr, die Chlor enthalten. Seither kommen fluorierte Kohlenwasserstoffe zum Einsatz. Wenn diese Stoffe in die Atmosphäre gelangen, haben sie mehr als die tausendfache Wirkung von CO2. Deshalb werden diese Kältemittel immer weiter reduziert – und die Anlagen dichter gebaut, damit nichts entweichen kann. Außerdem geht die Tendenz zu natürlichen Kältemitteln wie Ammoniak, Kohlenstoffdioxid oder Propan. Diese Kältemittel haben einen viel geringeren bis keinen Einfluss auf den Treibhauseffekt. Hier gibt es derzeit eine technische Transformation, die den richtigen Weg weist.

Bei den noch vorhandenen fluorierten Kältemitteln können wir über die Dichtheit der Anlage und deren regelmäßige Kontrolle eine gewisse Sicherheit bieten. So bleibt die Füllmenge konstant und die Umwelt wird nicht geschädigt. Pflege und Wartung tragen zudem zu einem effizienten Betrieb der Kälteanlage bei. Etwa mit der regelmäßigen Pflege und Reinigung der Wärmeübertrager, insbesondere der Verflüssiger. Das ist mit das Beste, was man machen kann, um die Effizienz und die Betriebssicherheit aufrechtzuerhalten.

 

Welchen Einfluss haben regelmäßige Prüfungen auf den effizienten Betrieb von Kälteanlagen?

Jörg Peters: Das ist einer der nächsten Schritte. Wenn die regelmäßige Wartung funktioniert, wird nicht mehr Energie verbraucht als erforderlich. Es ist also auf mehreren Ebenen klimafreundlich. Zum einen treten bei einer dichten Kälteanlage keine Treibhausgase aus, zum anderen wird für den Betrieb nicht mehr Energie genutzt als nötig. Das schont auch die CO2-Bilanz. Denn der Verbrauch steigt bei einer verschmutzten Anlage schnell, um bis zu 10 Prozent. Hier steckt weltweit das größte Einsparpotenzial.

Betreiber sind dazu verpflichtet und bereit, regelmäßig die Dichtheit ihrer Kälteanlage zu prüfen – je nach Füllmenge und Kältemittel bis zu vier Mal pro Jahr.

Manuel Bloss: Die Wartung wird leider zu oft vernachlässigt, dabei steckt hier so viel Potenzial. Auf die Dichtheit der Anlage legen Betreiber mittlerweile viel Wert, das ist auch wichtig. Andererseits verbinden sich mit einer guten Pflege sehr viele Chancen, um noch mehr Energie einzusparen und Kosten zu senken.

Jörg Peters: Vor allem in Südostasien werden die Kälteanlagen einfach an die Häuser montiert. Dort prüft kaum niemand nach, ob die Geräte dicht sind. Hier kann man noch viel Energie einsparen. Weltweit ist hier noch viel Luft nach oben. In Deutschland ist vieles schon ausgeschöpft, gerade bei den großen Industrieanlagen. Aber die unzähligen kleinen Anlagen können noch effizienter betrieben werden.

Manuel Bloss: Hier stehen wir wieder vor der Frage, ob die Anlage verpachtet ist oder der Betreiber sie besitzt. Dann ist auch die Bereitschaft vorhanden, in die Pflege zu investieren. In einem Mietsverhältnis läuft die Kälteanlage oft lange durch, bis sie im Extremfall kaputt geht und für viel Geld repariert werden muss.