Digitalization

Zwischen der Einführung eines Qualitätsmanagementsystems und der Zertifizierung des Qualitätsmanagementsystems gibt es einen gravierenden Unterschied.

Die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems hat für Unternehmen normalerweise interne Gründe. Man erhofft sich dadurch in der Regel einige Vorteile. Einer dieser Gründe kann zum Beispiel sein, dass durch eine Steuerung der Qualität die internen Fehlerkosten gesenkt werden und dies somit zu einem besseren betriebswirtschaftlichen Ergebnis führt. Ein weiterer Grund könnte sein, dass durch eine höhere Qualität der Produkte oder Dienstleistungen die Kundenzufriedenheit steigt und damit gegebenenfalls die Wiederbestellquote und/oder aber der Stammkundenanteil gesteigert werden kann.

Die Zertifizierung eines Qualitätsmanagementsystems nach ISO 9001 ist in der Regel auf eine der folgenden zwei Gründe zurückzuführen. Entweder möchte das Unternehmen sein Qualitätsstreben nach außen dokumentieren oder aber die ISO 9001 Zertifizierung wird explizit von Kunden gefordert. Egal welcher dieser beiden Gründe ausschlaggebend war, es stellt sich fast zwangsläufig immer die Frage, ob die ISO 9001 Zertifizierung auch im Marketing verwendet werden kann.

Dies ist ganz grundsätzlich möglich, allerdings gilt es dabei einen gravierenden Fallstrick zu vermeiden. Bevor wir allerdings darauf eingehen, müssen wir kurz den Unterschied zwischen einer Management- und einer Produktzertifizierung beleuchten.

 

Unterschied Managementzertifizierung und Produktzertifizierung

Zuerst einmal bleibt festzustellen, dass eine Zertifizierung ganz grundsätzlich immer eine durch eine dritte Partei (Zertifizierungsgesellschaft) bestätigte Einhaltung von Anforderungen ist. Diese Anforderungen können sich auf die verschiedensten Punkte beziehen.

Beziehen sich die Anforderungen auf ein Produkt, welches zertifiziert wird, spricht man von einer Produktzertifizierung. Als Beispiel sei hier ein ATEX-Zertifikat genannt, welches für Geräte und Maschinen benötigt wird, wenn diese in einem explosionsgefährdeten Umfeld zum Einsatz kommen.

Beziehen sich die Anforderungen auf ein Managementsystem, so handelt es sich bei der Zertifizierung um eine Managementzertifizierung. Die DIN EN ISO 9001 ist hier nur ein Beispiel unter vielen – es gibt zum Beispiel auch Zertifizierungen nach DIN EN ISO 14001 für Umweltmanagement- oder nach DIN EN ISO 50.001 für Energiemanagementsysteme.

 

Fokus auf Marketing

Im Marketing zu beachten ist daher, dass nicht der Eindruck entsteht, dass es sich bei der ISO 9001 um eine Produktzertifizierung handelt. Es ist also unbedingt zu vermeiden, die ISO 9001 Zertifizierung bzw. das ISO 9001 Zertifikatslogo im Zusammenhang mit einem Produkt zu bringen, zum Beispiel durch die Anbringung auf einer Verkaufsverpackung, durch Nennung bei den Produkteigenschaften im Internet oder in einem klassisch gedruckten Produktkatalog.

Ein Verstoß dagegen kann wettbewerbsrechtliche Relevanz haben und neben unnötigen rechtlichen Problemen auch massive Kosten nach sich ziehen. Denn eine Rückrufaktion eines Produktes aufgrund eines aufgebrachten Zertifizierungslogos auf der Verpackung ist nicht nur aufwendig, sondern unter Umständen auch extrem kostenintensiv.

Ebenfalls bedenken sollten Sie allerdings auch, dass es vielleicht sein kann, dass Sie zu einem späteren Zeitpunkt die ISO 9001 Zertifizierung auslaufen lassen und nicht erneuern. Der Hinweis auf die Zertifizierung ist dann auf der Webseite gegebenenfalls schnell entfernt – allerdings dürfen Sie dann auch zum Beispiel auf dem Briefpapier nicht mehr damit werben, auch wenn Sie davon unter Umständen noch große Mengen lagermäßig vorrätig haben sollten.

 

Praxisbeispiele

Ein nach ISO 9001 zertifizierter Zuckerproduzent kann das ISO 9001 Zertifikatslogo bedenkenlos zum Beispiel in einer Imagebroschüre seines Unternehmens unterbringen oder auch auf der eigenen Internetseite. Eine direkte Nennung auf der Zuckerverpackung ist allerdings nicht möglich, da hier der Eindruck entstehen könnte, dass es sich um eine Produktzertifizierung handelt.

Eine Bank kann gerne ebenfalls in der Imagebroschüre oder zum Beispiel auch auf der Eingangstür darauf hinweisen, dass sie nach ISO 9001 zertifiziert ist. Bei Produktbroschüren wäre ich allerdings sehr vorsichtig, da dies leicht zur fälschlichen Annahme führen könnte, dass das Produkt zertifiziert ist.

Ein Maschinenproduzent kann natürlich auch auf seiner Internetseite auf die bestehende Zertifizierung hinweisen oder auch im Produktkatalog im „Über uns“-Bereich. Allerdings darf er nicht bei den Spezifikationen der einzelnen Geräte „ISO 9001 zertifiziert“ aufführen.

 

Fazit

Wenn ein Unternehmen Aufwand, Zeit und finanzielle Mittel in eine ISO 9001 Zertifizierung investiert, dann ist es nur legitim darüber nachzudenken, diese Zertifizierung auch für Marketingzwecke zu benutzen. Allerdings sollte vorher überlegt und festgelegt werden, wie dieses rechtskonform geschehen muss, um spätere ggf. teure Überraschungen zu vermeiden.

 


Der Autor: Michael Thode ist Gründer und Mitinhaber der Lösungsfabrik Thode und Partner. Die Lösungsfabrik unterstützt kleine und mittelständische Unternehmen bei der Einführung und Anpassung eines Qualitätsmanagementsystems. Besonderer Wert wird dabei auf individuelle Lösungen gelegt, die dem Unternehmen auch einen Vorteil bringen.


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