Sustainability

Wasserstoff gilt als Schlüssel zu einer erfolgreichen Energiewende. Weltweit steigt die Bedeutung des Elements kontinuierlich. Im Nahen Osten forcieren zahlreiche Staaten ihre Dekarbonisierung.

Jahrzehntelang galt die arabische Halbinsel als Tankstelle der Welt. Die Ölquellen sprudelten kräftig und versorgten weltweit Verbraucher und Industrie mit dem benötigten Treibstoff. Doch in der Klimakrise ist Umdenken angesagt. Auch die Golfstaaten suchen nach Möglichkeiten, wie sie klimaneutral werden. Ob in Saudi-Arabien, Oman oder den Vereinigten Arabischen Emiraten: an vielen Orten der Region haben aufregende Projekte begonnen.

Grüner Wasserstoff im Fokus

Wasserstoff steht im Zentrum zahlreicher Aktivitäten und könnte die Bedeutung fossiler Energien in der Region schnell einholen und überbieten. Allein Saudi-Arabien plant bis 2030 jährlich 2,9 Millionen Tonnen Wasserstoff zu produzieren. Die Voraussetzungen für grünen Wasserstoff sind günstig: Sonne und Wind sind im Überfluss vorhanden. Am Roten Meer entsteht daher im Zuge des Projekts NEOM bereits eine erste große Elektrolyse-Anlage, um Wasser mit Hilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff zu zerlegen. Für den Prozess sollen zunehmend regenerative Energien zum Einsatz kommen. Als Produktionsstart ist 2026 geplant.

In anderen Golfstaaten hat der Aufbau einer Wasserstoff-Wirtschaft ebenfalls begonnen. Im Mai 2021 wurde in den Vereinigten Arabischen Emiraten die erste solarstrombetriebene Elektrolyseanlage in Betrieb genommen – eine Premiere für die Region. Die Anlage produziert pro Stunde etwa 20,5 Kilogramm Wasserstoff. Die Nachfolge-Anlage ist bereits in Arbeit, hier rechnen die Betreiber mit rund zwei Tonnen grünem Wasserstoff pro Stunde. Der Energieträger soll für Brennstoffzellenautos, Kraftwerke oder als Industriegas genutzt werden.

Grüner Wasserstoff steht auch in Oman im Fokus. Seit 2020 beobachtet die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland für Außenwirtschaft und Standortmarketing Germany Trade & Invest eine sehr dynamische Entwicklung im Sultanat. Das größte Projekt wird derzeit in der Provinz Al-Wusta geplant. Dort sollen jährlich 1,8 Millionen Tonnen Wasserstoff produziert werden, die anschließend bei der Herstellung von grünem Ammoniak zum Einsatz kommen.

Engagement am Persischen Golf

Um die Auswirkungen der Klimakatastrophe schnellstmöglich abzumildern, engagieren sich weltweit verschiedene Akteure für optimale Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Wasserstoff. Das Auswärtige Amt hat dafür Anfang 2022 in Saudi-Arabien sogar ein deutsches Wasserstoffdiplomatiebüro eingerichtet. Gemeinsam mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) durchgeführt wird. Auch mit den Vereinigten Arabischen Emiraten gibt es bereits eine umfangreiche Kooperation. Neben Wasserstoffkooperationen der deutschen Wirtschaft gibt es seit Frühjahr 2022 einen kontinuierlichen Wissensaustausch im Bereich nachhaltige Energien und angewandte Wasserstofftechnologien zwischen der Fraunhofer Gesellschaft und dem Ministerium für Energie und Infrastruktur der Vereinigten Arabischen Emirate.

Am Wasserstoff-Boom auf der arabischen Halbinsel beteiligen sich zahlreiche deutsche Unternehmen. Auch TÜV Hessen ist in der Region aktiv und begleitet verschiedene Projekte, etwa in der Planstadt NEOM an der Küste des Roten Meeres. Das Ziel des Engagements ist die Förderung des sicheren Aufbaus einer Wasserstoffwirtschaft am Persischen Golf.

Als Projektmanager ist Abdulkarem Aqlan von TÜV Hessen deshalb regelmäßig in der Regio unterwegs, um hilfreiche Kontakte zu knüpfen und sein großes Netzwerk weiter auszubauen. Vor Ort kooperiert das Projekt Management Office von TÜV SÜD eng mit TÜV SÜD Middle Saudi Arabia LLC. Das Fundament der guten Zusammenarbeit in der Region wurde gemeinsam mit TÜV SÜD Industry bereits vor mehreren Jahren gelegt. Davon profitiert jetzt die Sicherheit zahlreicher Dekarbonisierungsprojekte in der Region.