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Ein gutes Arbeitsklima motiviert und fördert die Leistung. Mit zielgerichteten Messungen konnte die Deutsche Bundesbank klimatische Auffälligkeiten beseitigen.

Am Arbeitsplatz herrscht häufiger als man denkt „dicke Luft“. Experten und Sachverständige für Raumklima meinen damit allerdings „verbrauchte Luft“. Dieser Zustand ist erreicht, wenn der Anteil an Kohlendioxid zu hoch ist und sich mit Ausdünstungen von Materialien und Körpern vermischt. Die Folgen sind schnell spürbar: Die Arbeit fällt schwer, die Konzentration lässt nach und die Fehler häufen sich. Manche Menschen beginnen zudem unter Kopfschmerzen und Müdigkeit zu leiden.

Verbrauchte Luft am Arbeitsplatz

Zahlreiche Faktoren beeinflussen das Raumklima, etwa eine angenehme Temperatur, gute Luftqualität, angemessene Luftfeuchtigkeit und ausreichende Frischluftzufuhr. Auch die Auswirkungen des Klimas auf die Mitarbeitenden ist vielen Unternehmen und Organisationen bewusst, etwa der Deutschen Bundesbank. Dort investiert man seit langem, um der Belegschaft an jedem Standort rundum optimale Arbeitsbedingungen zu bieten.

Umso schneller reagierte Ralf Hengelhaupt, Leiter der Hauptgruppe Technisches Facility Management der Deutschen Bundesbank, als er von Problemen an einem Standort erfuhr. Nach einem Umzug von rund 2.000 Mitarbeitenden in das Frankfurter Büro Center (FBC) klagten mehrere Angestellte über schlechteres Raumklima und stickigere Luft. Ralf Hengelhaupt machte sich auf die die Suche nach der Ursache. Hinzu kam eine Überprüfung, ob die Lüftungsanlagen im Gebäude dem Stand aktueller Empfehlungen für eine Pandemie entsprechen.

Raumklima auf dem Prüfstand

Eine Untersuchung mit Tracergas sollte Licht ins Dunkel der stickigen Raumluft bringen. Die Messungen von Luftwechsel, Behaglichkeit und Raumluftschadstoffen an Arbeitsplätzen der Deutschen Bundesbank sowie die Überprüfung von Leckagen in der Raumlufttechnischen Anlage übernahm Dr. Markus Binder von TÜV Hessen.

Mit der Tracergas-Messtechnik nahm der Sachverständige von TÜV Hessen Luftwechselmessungen in 15 Besprechungsräumen vor. Damit sollte die Raumbelegung unter Berücksichtigung aktueller Empfehlungen hinsichtlich guter Luftqualität und einer Pandemie-Situation bestimmt werden. Zusätzlich kontrollierte Dr. Markus Binder an zwei Lüftungsanlagen, ob Leckagen vorlagen. Abschließend sollten an mehreren Messpunkten die Schadstoffkonzentrationen in der Luft ermittelt und mit Langzeitmessungen die klimatische Behaglichkeit beurteilt werden.

Messungen mit Tracergas

In Zusammenarbeit mit der TracerTech GmbH ging es an die Messungen. Der Luftwechsel wurde in insgesamt 15 Besprechungsräumen unter die Lupe genommen. Auf Basis der Ergebnisse wurde anschließende die maximale Anzahl an Personen pro Raum für drei unterschiedliche Rahmenbedingungen festgelegt. Das erste Szenario war eine Pandemie-Situation, die anderen beiden Situationen standen in Bezug zur Einhaltung der Luftqualitäts-Kategorien I und II gemäß DIN EN 16798-1. Mit diesen Ergebnissen kann die Deutsche Bundesbank im FBC nun die Konferenzräume optimal nutzen.

Ein weiterer Teil der Aufgabe war die Untersuchung von drei Räumen auf klimatische Behaglichkeit. Hier konnte Dr. Markus Binder in einem Raum Abweichungen von der Arbeitsstättenrichtlinie feststellen. In einem Raum war es häufig auffällig kühl und die Raumtemperatur lag mindestens eine Stunde lang unter 20 Grad Celsius. Zusätzlich herrschte in einem anderen Raum am Messpunkt kurzzeitig Zugluft. Die Messungen von TÜV Hessen dienten als Grundlage, um die Arbeitsbedingungen im Gebäude an jedem Ort optimal zu gestalten.

Hygienisch unbedenkliches Arbeiten

In weiteren sieben Räumen zeigten die Untersuchungen auf Raumluftschadstoffe wie flüchtige organische Verbindungen, VOC oder Aldehyde keine Auffälligkeiten. Die Ergebnisse waren hinsichtlich der analysierten Raumluftschadstoffe hygienisch unauffällig. In allen untersuchten Räumen konnte die Deutsche Bundesbank die vorgegebenen Richtwerte einhalten.

Aus den Ergebnissen kann die Deutsche Bundesbank wertvolle Erkenntnisse ziehen, mit denen sie die Folgen einer weiteren Pandemie für die Mitarbeiter am Arbeitsplatz abmildern und die Lüftungsanlagen im Frankfurter Büro Center entsprechend dem Stand der aktuellen Empfehlungen optimieren kann.