Sustainability

Bestandsbauten bergen oft unsichtbare Gesundheitsrisiken. Künstliche Mineralfasern und Asbest zählen zu den gefährlichsten Materialien, die in älteren Bauwerken verarbeitet wurden.

Asbest, PCB, Formaldehyd und Künstliche Mineralfasern (KMF) wurden teilweise jahrzehntelang eingesetzt, bis ihre gesundheitlichen Risiken bekannt wurden. Heute stellen sie vor allem bei Sanierungen oder Abrissarbeiten ein erhebliches Problem dar, da sie leicht freigesetzt und eingeatmet werden können. Schon geringe Mengen lungengängiger Fasern können schwerwiegende Erkrankungen der Atemwege und Krebserkrankungen verursachen. Eine frühzeitige Schadstoffanalyse durch Fachlabore ist daher essenziell, um Gefahren rechtzeitig zu erkennen und gezielte Schutzmaßnahmen zu ergreifen. 

Insbesondere vor dem Hintergrund der Neuregelung der Gefahrstoffverordnung hat derjenige, der Tätigkeiten an baulichen oder technischen Anlagen veranlasst vor Beginn der Tätigkeiten dem ausführenden Unternehmen alle ihm vorliegenden Informationen oder von ihm mit zumutbarem Aufwand zu beschaffenden Informationen über vorhandene oder vermutete Gefahrstoffe zur Verfügung zu stellen. Daher wird die Identifikation von Schadstoffen in Bestandsbauten auch vor diesem Hintergrund immer wichtiger.

Künstliche Mineralfasern: Eine oft unterschätzte Gefahr

Künstliche Mineralfasern (KMF) sind synthetische Fasern, die aus geschmolzenem Glas, Gestein oder Schlacke gewonnen und zu feinen Fasern versponnen werden. Sie sind in verschiedenen Formen als Glaswolle, Steinwolle oder Schlackenwolle erhältlich und wurden aufgrund ihrer hervorragenden Wärmedämmung, Schallisolierung und Brandschutzwirkung über Jahrzehnte hinweg im Bauwesen verwendet. Besonders in Dachstühlen, Fassaden, Trennwänden, Rohrleitungen und Deckenverkleidungen sind KMF-Materialien häufig zu finden.

Allerdings gelten gerade ältere Mineralfasern als hochproblematisch. Während moderne Mineralwolle als gesundheitlich unbedenklich eingestuft wird, können ältere Produkte erhebliche Risiken bergen. Dies betrifft insbesondere Mineralfasern, die vor Juni 2000 produziert wurden. Diese Fasern sind feiner und lungengängig, das heißt, sie können tief in die Lunge eindringen und dort entzündliche Reaktionen, Narbenbildung (Lungenfibrose) oder sogar Krebs auslösen.

Ob eine ältere Mineralwolle gesundheitsschädlich ist, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Fasergröße und Biolöslichkeit: Besonders kleine, nicht abbaubare Fasern können sich in der Lunge festsetzen.
  • Zustand des Materials: Durch Abrieb, Alterung oder mechanische Einwirkung (Schneiden, Bohren) werden Fasern freigesetzt.
  • Expositionsdauer: Je länger und intensiver eine Person belastet wird, desto größer ist das gesundheitliche Risiko.

Da KMF mit bloßem Auge nicht als ungefährlich oder gefährlich identifiziert werden kann, ist eine professionelle Schadstoffanalyse unerlässlich.

Asbest – Die unsichtbare Bedrohung in vielen Bestandsbauten

Noch gefährlicher als KMF ist Asbest – ein natürlich vorkommendes, feinfaseriges Silikatmineral, das aufgrund seiner hervorragenden Eigenschaften wie Hitzebeständigkeit, chemische Stabilität und Isolierfähigkeit in über 3.000 Produkten verwendet wurde. Besonders problematisch an Asbest ist, dass es bis in die 1990er-Jahre in zahlreichen Baumaterialien verarbeitet wurde und in vielen älteren Gebäuden noch immer vorhanden ist – oft unbemerkt.

Asbesthaltige Materialien wurden häufig in Dach- und Fassadenplatten, Bodenbelägen, Fensterbänken, Brandschutztüren, Heizungsisolierungen und Klebstoffen eingesetzt. Auch Putz, Spachtelmasse und Fliesenkleber können Asbest enthalten. Da auch Asbestfasern so fein sind, dass sie mit bloßem Auge nicht erkennbar sind, ist der Stoff besonders heimtückisch. Wird ein asbesthaltiges Material beschädigt oder bearbeitet (z. B. durch Bohren, Sägen oder Abbrucharbeiten), können die Fasern freigesetzt werden und über die Atemwege in die Lunge gelangen.

Über Jahre hinweg können selbst minimale Mengen von Asbestfasern in der Luft gesundheitliche Schäden verursachen. Die Folge können Asbestose (Vernarbung des Lungengewebes), Lungenkrebs oder das besonders aggressive Mesotheliom sein.

Moderne Prüfverfahren für KMF und Asbest

Für die Identifikation künstlicher Mineralfasern und Asbestfasern sind spezialisierte Analysemethoden erforderlich. TÜV Hessen zum Beispiel setzt auf hochpräzise Verfahren, um bereits kleinste Schadstoffmengen zuverlässig nachzuweisen. Die Analyse erfolgt in mehreren, aufeinander abgestimmten Schritten, die eine präzise Bestimmung der vorhandenen Gefahrstoffe ermöglichen.

1. Probenentnahme – Präzise und kontrollierte Materialgewinnung

Der erste und entscheidende Schritt in der Schadstoffanalyse ist die fachgerechte Probenentnahme vor Ort. Dabei werden verdächtige Materialien gezielt entnommen, um eine repräsentative Analyse des Gebäudes durchzuführen.

Die Proben werden aus Bereichen entnommen, die typischerweise eine hohe Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein von Asbest oder KMF aufweisen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Dämmstoffe in Wänden, Dächern und Deckenverkleidungen
  • Isolierungen an Heizungsrohren, Lüftungsanlagen und elektrischen Leitungen
  • Klebstoffe, Spachtelmassen oder Farben mit möglichem Asbestanteil
  • Verkleidungen von Fassaden und Brandschutzmaterialien

Die Entnahme der Proben erfolgt mittels emissionsarmer Verfahren, um eine unbeabsichtigte Freisetzung von Fasern zu verhindern. Fachkräfte tragen die dabei erforderliche persönliche Schutzausrüstung.

Darüber hinaus werden sterile Werkzeuge verwendet, um eine Verunreinigung der Proben zu vermeiden. Die entnommenen Materialien werden luftdicht versiegelt und für den Transport in gesonderten Behältern sicher verpackt.

2. Laboranalyse mittels Rasterelektronenmikroskopie (REM) – Fasern bis in den Nanobereich sichtbar machen

Nach der Entnahme erfolgt die Analyse der Proben in einem spezialisierten Prüflabor. Hier kommt das Rasterelektronenmikroskop (REM) zum Einsatz, eines der leistungsfähigsten Instrumente zur Untersuchung feinster Partikelstrukturen.

Das Verfahren ermöglicht eine extrem hochauflösende Vergrößerung von bis zu 50.000-fach, wodurch selbst Fasern im Nanometerbereich sichtbar gemacht werden können.

Die Analyse erfolgt in mehreren Schritten:

  • Visuelle Inspektion der Probeunter dem Mikroskop zur Identifikation erster auffälliger Strukturen bei der Probenpräparation.
  • Spektralanalyse zur chemischen Zusammensetzung der Probe; dabei wird erkannt, ob es sich um KMF oder Asbest handelt.
  • Faserlängen- und Durchmessermessung, um eine Bestimmung durchzuführen, ob WHO-Fasern in der Probe vorhanden sind.

3. Ergebnisbewertung und Handlungsempfehlungen: Sicherheit durch fundierte Expertise

Sobald die Laboranalyse abgeschlossen ist, erhalten die Auftraggeber ein Gutachten mit Analysenbericht. Während der Analysenbericht die Ergebnisse aus der REM-Untersuchung enthält, beinhaltet das Gutachten – je nach Aufgabenstellung – folgende Punkte:

  • Eine klare Einstufung der Probe nach den aktuellen gesetzlichen Richtlinien.
  • Eine Bewertung des Gefahrenpotenzials und Hinweise auf mögliche Risiken für die Gebäudenutzer.
  • Empfehlungen für Schutzmaßnahmen oder notwendige Sanierungsschritte.
  • sowie ggf. Hinweise zu entsorgungsrelevanten Fragestellungen von Sanierungsabfällen.

Falls Asbest oder gesundheitsgefährdende Mineralfasern nachgewiesen werden, sind spezielle Schutzmaßnahmen bei geplanten Eingriffen in die Asbest- / KMF-Produkte erforderlich. Dies kann von einer staubarmen Entfernung der Materialien unter Einhaltung strenger Sicherheitsvorschriften bis hin zu einer vollständigen Sanierung betroffener Gebäudebereiche reichen.

Für eine erste Einschätzung bietet sich zudem die Verwendung von Asbest- und KMF-Testkits an, die es Bauherren oder Unternehmen ermöglichen, verdächtige Materialien zu überprüfen. Diese Proben können anschließend zur detaillierten Laboranalyse eingesandt werden

Fazit: Schadstoffprüfung ist unverzichtbar für sichere Sanierungen

Bestandsbauten bergen häufig unsichtbare Risiken. Sowohl künstliche Mineralfasern als auch Asbest können ernste Gesundheitsgefahren darstellen, wenn sie unsachgemäß behandelt werden.

Mit der geplanten Neuregelung der Gefahrstoffverordnung 2024 steigen die Anforderungen an Bauherren und Unternehmen. Eine frühzeitige Schadstoffanalyse durch hilft, Kosten und Risiken zu minimieren und eine sichere, gesetzeskonforme Sanierung zu gewährleisten.

Dank modernster Prüfverfahren und Labortechnik, die u.a. auch die Untersuchung mittels Rasterelektronenmikroskopie (REM) umfassen, lassen sich Schadstoffe zuverlässig nachweisen – für maximale Sicherheit in der Gebäudesanierung.